Seit dem letzten Jahrtausend bin ich im Internet unterwegs. Wer mich kennt, weiß: Ich bin introvertiert und nicht gerade der Typ, der seine Gedanken und Gefühle in die Welt hinausschreit. Tatsächlich habe ich bisher nur einen sauber strukturierten Blog mit einem Arbeitskollegen betrieben, und das war auch genug. Es ist nicht so, dass ich nichts zu sagen hätte, aber ich habe eben einfach nie das Bedürfnis gehabt, groß etwas zu teilen. Dazu kommt noch, dass ich seit Jahren mit leichter Depression und starker Konfliktaversion zu kämpfen habe. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen offenen Blog, oder?
Aber heute mache ich einen Schritt raus aus der Komfortzone, weil sich etwas in meinem Leben geändert hat – und zwar grundlegend.
20 Jahre im selben Unternehmen – und dann?
Seit über 20 Jahren bin ich nun in der gleichen Firma. Klingt verrückt, oder? Aber es war eine gute Zeit, und ich kann wirklich sagen, dass mir viel ermöglicht wurde: Reisen, Zeit für die Familie, berufliche Freiheiten. Ich habe viel gelernt und es gab immer interessante Projekte. Doch in den letzten Jahren spüre ich, dass die Firma langsam stirbt. Nicht finanziell – da läuft es noch, zumindest nach außen hin. Aber emotional ist die Luft raus. Die Atmosphäre hat sich verändert.
Viele Kollegen, die ich geschätzt habe, sind weg. Die, die noch da sind, wirken erschöpft. Überforderung, fehlende Organisation und Prozesse – das sind die täglichen Begleiter. Statt gemeinsam zu gestalten, geht es nur noch ums Verwalten. Eine "Hauen-und-Stechen"-Mentalität hat sich breitgemacht, jeder kämpft für sich. Drei Chefs sind in kurzer Zeit gekommen und gegangen, ohne eine klare Strategie, ohne Vision. Und die wenigen netten Kollegen, die noch da sind? Die kann ich mittlerweile an einer Hand abzählen.
Komfortzone oder Stillstand?
Natürlich habe ich mich schon umgeschaut, was der Markt so hergibt. Doch ehrlich gesagt, war ich in einer sehr komfortablen Position: 35-Stunden-Woche, lange Betriebszugehörigkeit, Gewerkschaft – das alles sorgt dafür, dass ich es mir gemütlich gemacht habe. Und ich kann meine Arbeit immer noch gut erledigen. Aber ich bin Mitte 40 – eindeutig zu jung, um jetzt schon die Füße hochzulegen und die Zeit bis zur Rente abzusitzen. Das weiß ich. Irgendetwas muss sich ändern, bevor ich in diesem Stillstand versinke.
Und dann kam LinkedIn
Und dann ist es passiert: Eine Nachricht auf LinkedIn. Es hat harmlos angefangen, ein erstes Gespräch. Warum nicht, dachte ich. Dann kam das zweite, ein längeres Gespräch, bei dem ich plötzlich merkte, dass ich das hier wirklich ernst nehmen sollte. Und dann, nach einem kurzen finalen Gespräch, hatte ich plötzlich einen neuen Arbeitsvertrag vor mir. Unterschrieben.
Ja, ich habe es getan. Nach 20 Jahren Komfortzone habe ich den Schritt gewagt, und das macht mich fertig. Genau deswegen schreibe ich das hier. Es ist keine Erfolgsgeschichte – zumindest noch nicht. Es ist die Geschichte eines Menschen, der mehr Zweifel als Hoffnung hat, aber dennoch hofft, dass er in einem Jahr zurückblicken und sagen kann: "Das war die richtige Entscheidung."
Die Reise beginnt
Was erwartet mich in diesem neuen Job? Ich weiß es nicht. Was wird aus meinen alten Kollegen und meinem bisherigen Leben? Auch das ist unklar. Aber was ich weiß, ist, dass Stillstand keine Option war. Dieser Blog wird meine Reise dokumentieren – die Zweifel, die Unsicherheiten, aber hoffentlich auch die Erfolge.
Bleibt dran, vielleicht lernen wir gemeinsam etwas über Neuanfänge.